2. Das Pronomen man in der Diachronie des Deutschen

Antje Dammel, Laura Maria Duve (Münster)

Referenzielle Praxis im Wandel: Das Pronomen man in der Diachronie des Deutschen

Das historisch ausgerichtete Teilprojekt unserer Arbeitsgruppe geht in einem gebrauchsbasierten Ansatz zum einen diachron den Spuren der Entstehung des Pronomens man aus generischen Nominalphrasen mit Mann/Mensch nach, die sich im Alt- und Mittelhochdeutschen noch finden. Es ermittelt Konstruktionsmuster und Funktionsspektren historischer man-Verwendungen im Zusammenspiel mit ihren Konstruktionsalternativen (z.B. anderen Pronomen und Passivformen). Zum anderen untersucht das Projekt retrochron, wie sich heutige nicht-prototypische Verwendungen von man, vor allem die selbstreferenzielle mit Sprecherbezug, entwickelt haben können.

Weil historische Funktionsspektren von Pronomen nur auf der Basis schriftlicher Texte zugänglich sind und sich in Textgattungen je spezifische Gebrauchsweisen verfestigen, kann nur ein breiter Vergleich verschiedener Gattungen ein differenziertes Bild liefern. Dazu werden neben den Referenzkorpora der älteren Sprachstufen des Deutschen auch Samples von Texten monologischer, wissens- und informationsvermittelnder Gattungen (Pesttraktate, Bäderkunden und Zeitungen) und dialogbezogener Gattungen (Komödien, Sprachlehrwerke und Verhörprotokolle) des 16.-18. Jh. einbezogen. Nur so können gattungsspezifische und gattungsübergreifende Verwendungen des Pronomens und seiner Alternativen ermittelt werden.

English

Referential Practice in Transition: The Pronoun man in the Diachrony of German

The historically oriented project of our research group uses a usage-based approach to trace the emergence of the pronoun man from generic nominal phrases with Mann/Mensch (‘man’/’human’), which can still be found in Old and Middle High German. We determine construction patterns and the functional spectrum of historical uses of man in relation to their construction alternatives (e.g., other pronouns and passive forms). On the other hand, the project retrochronically investigates how contemporary non-prototypical uses of man, especially self-referential ones with speaker reference, may have developed.

Since historical functional spectra of pronouns can only be accessed based on written texts, and since specific modes of usage are consolidated in each text genre, only a broad comparison of different genres can provide a differentiated picture. For this reason, samples of texts of monologic genres conveying knowledge and information (plague tracts, bathing books, and newspapers) and dialogue-related genres (comedies, language textbooks, and interrogation protocols) of the 16th-18th centuries are included, in addition to the reference corpora of the older language stages of German. Only in this way can genre-specific and broader uses of the pronoun and its alternatives be determined.